Gartenparty mit Sting: Fans erleben die britische Legende hautnah...
In familiärer Atmosphäre singen, tanzen und feiern 5000 Besucher mit dem Weltstar – und das vor Traumkulisse von Schloss und Münster. Der SÜDKURIER hörte sich in Salem unter den Besuchern um: Was ist ihr Lieblingslied?
Auto reiht sich an Auto an Wohnmobil vor Konzertbeginn. Die Sonne hat es sich doch überlegt und scheint zunächst noch kräftig, bevor ein paar abkühlende Regentropfen fallen. Die Besucher des Sting-Konzerts sind gut gelaunt, stehen beisammen oder haben es sich auf mitgebrachten Decken bequem gemacht. Das Warten auf Gordon Matthew Thomas Sumner, wie Sting eigentlich heißt, versüßt Support Giordana Angi ab 19.30 Uhr eine halbe Stunde lang mit italienischen Pop-Chansons. Knapp 15 Minuten Umbauphase später brandet Jubel auf.
Jetzt steht der britische Künstler selbst auf der Bühne der Salem Open Airs. Den Song "Message in a bottle", den Sting zusammen mit der von ihm 1977 gegründeten Band The Police aufgenommen hat, erkennt das Publikum sogleich. Unter den Bäumen auf den Stehplätzen beginnt die Gartenparty-Stimmung. Es wird mitgesummt, gesungen, getanzt und gekuschelt. Hits und eher unbekanntere Stücke reihen sich aneinander. Getragene Balladen und rockige Songs mit teils rasanten Tempowechseln variieren. Immer wieder fallen die Konzertgäste mit ein und Sting lässt ihnen Raum zum Mitsingen.
Bei so viel Textsicherheit wird schnell klar: Viele Gäste kennen Sting schon aus ihrer Jugendzeit. So zum Beispiel Peter Rose, der zusammen mit seiner Frau Susanne per Cabrio aus Sindelfingen angereist ist. Er kennt den Star schon aus dessen Zeit als Bandmitglied von "The Police". Als Sting-Fan outet sich auch Fred Kegreiss. Der Böblinger kann das Konzertereignis entspannt genießen, denn im Anschluss steht sein mitgebrachtes Wohnmobil zur Übernachtung bereit. Der erklärte Fan besucht bereits zum zweiten Mal ein Sting-Konzert in Salem.
"Wenn ein Weltstar wie Sting in so kleinem Rahmen und solch einem perfekten Ambiente auftritt, muss man die Chance ergreifen", findet Kegreiss. Ganz gespannt sieht der Böblinger dem mit "My Songs" überschriebenen Konzertprogramm entgegen. Einen ausgesprochenen Lieblingssong hat er aber nicht.
Bettina Birle und Darko Kusenic kommen aus Lindau beziehungsweise Ravensburg und bevorzugen beide unterschiedliche Sting-Songs. Während sie sich das stimmungsvolle Lied "Fields of Gold" wünscht, mag er den fetzigen Police-Klassiker über eine Prostituierte namens "Roxanne" gerne hören. Beide Wünsche werden sich im Laufe des Abends erfüllen.
Ebenso wird der Liedwunsch "Fragile" des Ehepaars Tieber aus Hergensweiler bei Lindau von Großmeister Sting erfüllt. Mit dem Salemer Konzerterlebnis feiern die Beiden ihren 25. Hochzeitstag. "Ich liebe Sting", sagt Rainer Hüther aus Uhldingen-Mühlhofen, der sein Ticket zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Nur zu gern erinnert sich Hüther an Waldorfschul-Radtouren in das süditalienische Lauro. Da seien Sting-Hits auf dem Kassettenrekorder rauf und runter abgespielt worden.
Von Kindesbeinen an begleitet die Musik des vielfach ausgezeichneten Singer-Songwriters die Konstanzerin Jule Widmann. Als "eins der einschneidendsten Konzerte" bezeichnet die 25-jährige das Salemer Doppelkonzert von Sting mit dem jamaikanischer Reggae-Musiker Shaggy vor sechs Jahren. Damals war sie mit ihrer Mutter da. Diesmal hat sie auch ihren Mann Florian mitgebracht. "Theoretisch muss ich Fan sein", erzählt er über die Begeisterung von Jules Familie für den britischen Ausnahmemusiker. Praktisch hätten sie ihn schon lange überzeugt. "Ich bin einfach beeindruckt von den vielen Stilrichtungen, die Sting liefert", erklärt Jule Widmann ihre Passion. Seine künstlerische Leistung sei beeindruckend. "Es ist total schön, dass es trotz der Größe des Künstlers hier so familiär ist", lobt ihr Ehemann das besondere Open-Air-Ambiente.
Mittlerweile zeigt die Uhr 21.45 Uhr an und auch in den Sitzreihen hält es die Gäste nicht mehr auf ihren Stühlen. Nach einer fulminanten Hitabfolge – und das ohne Pause – geht nun das erste Mal das Licht aus. Der 72-jährige Performer verlässt die Bühne. Großer Beifall und begeisterte Pfiffe holen ihn zurück. Jetzt spielt er die beiden sicher nicht nur von dem Ehepaar Tieber erwarteten Lieder. Zunächst tanzt das Konzertpublikum noch einmal wild zu einer Long-Version von "Roxanne".
Dann wird es ganz leise: Mit dem Lied über die Verletzlichkeit der Menschen beendet der auch politisch engagierte Weltstar seinen Auftritt gegen 22 Uhr in Salem. Zugabe-Rufe und viel Applaus holen ihn nicht zurück. "Vielleicht kommt er ja ein viertes Mal auf die Schlossbühne? Es war superschön, wir hätten gern noch mehr gehört", befindet Almuth Schall bei Konzertende und freut sich auf ein nächstes Mal.
(c) SÜDKURIER by Martina Wolters