Sting präsentiert sich in der SAP Arena Mannheim als unverwüstlicher Superstar...
Sting überzeugt seine Anhänger in der bei weitem nicht ausverkauften SAP Arena in Mannheim mit einem souveränen Mix aus Solo-Werkschau, Auszügen aus seinem neuen Album und sehr vielen Klassikern von The Police.
Vor etwas mehr als neun Jahren bescherten The Police auf ihrer Reunion-Tour an gleicher Stelle den Veranstaltern mit 13.500 Zuschauen ein volles Haus. Im Jahr 2017 geraten Anreise und Einlass deutlich gemütlicher.
Diesmal ist in der Halle noch ordentlich Platz, als Sting gemeinsam mit seinem Sohn Joe die Bühne betritt, ihn als Support vorstellt und ein Duett mit ihm zum Besten gibt. Danach zeigt der Sohnemann, dass er nicht nur optisch dem Vater sehr ähnelt, sondern auch solo an der Klampfe für Gänsehaut sorgen kann. Nicht nur "Two Sisters" besitzt den Gestus des jungen Sting und das Publikum ist mehr als angetan.
Nach einer kurzen Umbaupause beginnt Gordon Sumner alias Sting sein neunzigminütiges Set. Die Band um die beiden Gitarristen, Dominic und Rufus Miller (Vater und Sohn – auch hier!) sowie Josh Freese am Schlagzeug hat gleich beim Opener "Synchronicity II" die Feuertaufe zu bestehen.
Der ambitionierte Titelsong der letzten Police-Platte von 1983, die nicht nur wegen der Differenzen von Sting und Schlagzeuger Copeland zum Bruch der Band führte, ist eine musikalische Tour de Force, welche die Band bestens meistert. Ein wunderbarer, kraftvoller Einstieg.
"If I Ever Lose My Faith in You" vom 93er Album "Ten Summoner’s Tales" zeigt dann den abgeklärteren und gereiften Künstler, zu dem Sting sich ab 1985 stetig entwickelte, bevor die Band mit "Spirits In The Material World" eine der unterschätztesten Police-Singles überhaupt angeht.
Auch hier ist wunderbar zu erkennen, wie sich der Stil von Police nach einem fast punkigen Beginn in den späten Siebzigern immer mehr weltmusikalischen Einflüssen öffnete. Später wird er auch wieder das federnde Dub-beeinflusste "Walking On The Moon" spielen. Es ist genau diese musikalische Mischung, die ihre Faszination auch 35 bis 40 Jahre später noch voll entfaltet.
Sting und Band reihen Soloklassiker an Police-Hits und die Fans in Mannheim hängen an den Lippen ihres Idols. Der strahlt auch mit fast 66 Jahren immer noch die Ruhe und Coolness aus, die nicht viele Superstars so lange konservieren können. Der abgewetzte Fender Bass den er hoch greift, verleiht ihm auch die nötige Authentizität als integraler Bestandteil seiner Band.
Egal ob der schlitzohrige 80s-Evergreen "Englishman In New York", das erhabene "Fields Of Gold" oder die Arabesken von "Desert Rose": Sting kann auch bei seinen Solohits aus dem Vollen schöpfen und das Publikum dankt es ihm mit lange anhaltendem Applaus.
Er sieht immer noch blendend aus, spricht viel Deutsch bei den Ansagen und überlässt uneitel seinem Sohn einige Gesangspassagen. Dieser ist vielleicht die Entdeckung des Abends und unterstützt den Vater in allen Belangen. Bei einer sehr gelungen Version von "Ashes To Ashes" steht er sogar nochmals ganz groß im Scheinwerferlicht.
Das letztjährige Album "57th & 9th“" das nach etlichen Projektarbeiten eine Rückkehr zum konventionellen Popalbum bedeutete ist, nicht allzu prominent vertreten. Von der Kritik milde als gelungenes Comeback bezeichnet, wissen die starke Single "I Can’t Stop Thinking About", das wild rockende "Petrol Head" und "50.000 Voices" als Outro zum Bowie-Cover "Ashes To Ashes" im Gesamtkontext durchaus zu überzeugen.
Gegen Ende des Sets nimmt die Dichte der Police-Stücke immer mehr zu. Die Halle tobt bei "Message In A Bottle", "Next To You" und natürlich "Every Breath You Take". "Roxanne" wird zur Improvisation und Publikums Sing-a-Long genutzt. Prädikat: absolut unverwüstlich! Auch das stürmisch-verliebte "Every Little Thing She Does Is Magic" zeigt, wie einzigartig diese Singles-Band war und wie schmerzlich man in der heutigen Zeit solche dreiminütigen Seleentröster vermisst.
Ganz zum Schluss steht Sting alleine im Rampenlicht und spielt mit "Fragile" sein vielleicht schönstes Solostück, das von der Zerbrechlichkeit der Zivilisation handelt und 1987 genauso wichtig war, wie in unserer heutigen, grausamen Zeit. Ökologie und Einheit von Mensch und Natur waren für ihn immer wichtige Themen und so findet der Abend einen passenden Abschluss. Ein bemerkenswertes Konzert eines generationsübergreifenden Superstars, der diesen Status immer noch völlig zu recht trägt.
(c) Regioactive by Sascha Kilian