''The Police'' in Düsseldorf - Letzter Spaziergang auf dem Mond...
Im Sommer wollen The Police in New York ihr endgültig letztes Konzert geben. Musikalisch dagegen ist von Abgesang nichts zu spüren beim umjubelten Konzert der legendären Band in der Düsseldorfer LTU Arena.
Im vergangenen Jahr war es die Reunion-Tour der Rockmusik schlechthin. Doch im Sommer wollen The Police in New York ihr endgültig letztes Konzert geben - so jedenfalls hieß es vor einiger Zeit. Musikalisch dagegen ist von Abgesang nichts zu spüren beim umjubelten Konzert der legendären Band in der Düsseldorfer LTU Arena. Vielmehr erweisen sich Sting, Andy Summers und Stewart Copeland vor 50,000 Zuschauern als mächtige Einheit und magisches Rock-Trio.
Allein schon die Dramaturgie des Auftritts macht die Ausnahmestellung von Police überdeutlich. Am Anfang und am Ende stehen natürlich die Hits, die alle hören und vor allem mitsingen wollen. 'Message In A Bottle' elektrisiert das Publikum von Copelands erstem kräftigen Gongschlag und Summers unverwechselbaren Gitarrenriffs an. Gegen Ende des Abends folgen sie dann alle Schlag auf Schlag: 'Roxanne', 'So Lonely' oder selbstverständlich 'Every Breath You Take'. Da sind die Zuschauer einfach nur noch selig.
Doch The Police zelebrieren im Laufe des Abends auch eine andere Gangart. 'Walking On The Moon' funktioniert in dieser Hinsicht gekonnt als Schnittstelle zwischen Hit und konzertanter Rockmusik mit Solo-Parts für jeden - nebst spektakulärer Abschweifungen in anderer Musikgefilde. So gönnt sich denn auch Copeland bei diesem Nummer-Eins-Hit auf groovender Reggaebasis die ersten Extras. Dem punktgenauen und gleichzeitig fast schon harten Spiel des 55-Jährigen zuzuhören, ist ein unvergleichliches Erlebnis. Wie er Zwischenspiele auf der Hi-Hat einschiebt oder immer von neuem überraschende Wirbel, das beweist sein schier atemberaubendes Gefühls für Timing und feinste Nuancen. Ein derart eigenständiges Schlagzeugspiel, das trotzdem nie seine grundlegende Rhythmus-Aufgabe vernachlässigt, ist im Rock einfach die Ausnahme.
Den Klang von Police hat neben Stings Stimme vor allem Andy Summers mit seiner Fender Telecaster geprägt. Sein geniales Potpourri aus ursprünglich punkigen Akkorden, die der 65-Jährige in alle erdenklichen Stile von Reggae, Ska über Weltmusik bis hin zu Jazz transzendiert, wirkt auch nach über 20 Jahren kein bisschen angestaubt. Nicht weniger gilt das natürlich für Stings Bassspiel. Nur seinen Gesang hat der 56-Jährige doch über die Jahre verändert; die Tonlage ist zudem etwas tiefer.
Sting singt nicht mehr so impulsiv wie früher. Im Verlauf seiner Solokarriere hat er sich einen zwar nicht minder intensiven, aber doch gesetzteren Stil erarbeitet - das passt zum grauen Bart.
Mit ungebremster Spiellust schafft es das Trio, den 50,000 ausgefallene Songs wie 'Demolition Man' als verschrobenes Rockstück oder 'Wrapped Around Your Finger' mit ausgedehnten Percussion- und Gitarren-Extras nahezubringen. Damit sollte denn auch klar sein, dass Police weit über das ständig wachsende Heer der wiedervereinigten Bands hinausragen. Und so hörte man mit ein wenig Wehmut Sting in 'I Can't Stand Losing Uou' singen: ''I guess this is our last Goodbye''.
(c) Kölnische Rundschau by Christoph Pierschke