Keine Experimente, nur Hits, Hits, Hits...
Vor 45 Jahren startete Sting seine Karriere mit The Police, mittlerweile sind seine Lieder weltbekannt. "My Songs" heißen auch sein aktuelles Album und die Tournee, die jetzt Sting in die Zitadelle nach Spandau führte. Simon Brauer bekam tatsächlich viele Hits zu hören - eher zuviele.
Es beginnt vielversprechend: Mit siebenköpfiger Band kommt Sting auf die Bühne und haut dem Berliner Publikum erstmal kommentarlos drei Riesenhits um die Ohren: "Message in a bottle", "Every little Thing she does is Magic" von The Police und seinen Solo-Hit aus den 80ern: "Englishman in New York".
Das Publikum in der ausverkauften Spandauer Zitadelle singt, tanzt und klatscht euphorisch mit. Je älter die Songs, desto größer die Begeisterung bei diesem Konzert am Donnerstagabend in Berlin. Und tatsächlich: Passend zum Namen der Tour - "My Songs", meine Lieder - liefert Sting eine reine Greatest-Hits-Show, ohne Experimente, ohne Jazz- oder Klassikausflüge, die der mittlerweile 70-jährige Brite ja im Lauf seiner langen Karriere auch schon gewagt hat.
Irritierend ist, dass Sting kein normales Mikrofon auf der Bühne hat, auf einem normalen Mikrofonständer, sondern er singt in ein Headset-Mikrofon, wie es zum Beispiel Musicaldarsteller benutzen, Alleinunterhalter oder Popstars, die eine aufwändige Choreografie tanzen müssen. Sting dagegen bewegt sich mit seinem Bass maximal drei Schritte nach vorn, nach hinten, nach rechts oder links - und hat offenbar nicht mitbekommen, dass Headset-Mikrofone ziemlich uncool sind.
Die Enttäuschung des Abends: Sting hat absolut nichts zu sagen zwischen seinen Songs - der Aktivist, der sich unter anderem seit Jahren für Menschenrechte einsetzt, der sagt kein Wort zum Klimawandel, zu Corona, zur Ukraine - nicht mal eine kleine Berlin-Anekdote hat er auf Lager. Nur hin und wieder "Danke!" und schnell wieder rein in die Greatest-Hits-Wohlfühlblase.
Alle aus der Band dürften mal für ein Solo an den Bühnenrand ins Scheinwerferlicht, dann aber schnell zurück und bloß nicht stören. Bei den Police-Songs hat Sting die wilden Schlagzeugbreaks vom Original-Trommler Stewart Copeland einfach rausgebügelt.
Nach knapp 90 Minuten ist der Spaß samt Zugaben auch schon vorbei. Zu sauber, zu brav, zu einstudiert war dieses Konzert - gut, dass selbst ein uncooler Sting die großartigen Songs von The Police nicht völlig kaputtspielen kann.
(c) rbb24 by Simon Brauer